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 Dach der Elisabethkirche eingestürzt
Gegen 12:59 Uhr gingen am 6.11.23 mehrere Notrufe bei der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Kassel ein. Der Rüstzug traf wenige Minuten später ein und erkundete die Lage. Für die Feuerwehr stellte sich die Lage in der Form dar, dass das Dach auf der gesamten Gebäudelänge eingestürzt war.
 Foto: Markus Leitschuh
Gemeinsam mit Baustatikern vor Ort wurde dann versucht, Abschätzungen über die Stabilität des Gebäudes an sich und die noch stehenden Außenmauern zu treffen. Parallel zu den Erkundungs- und Prüfmaßnahmen wurden durch die Feuerwehr lose Dach- und Tragwerksteile, die abzustürzen drohten, mit Hilfe einer Drehleiter und dem Arbeitskorb des Feuerwehrkranes der Berufsfeuerwehr Kassel, entfernt. Nach dem Einsturz des Daches der Elisabethkirche haben sich Fuldas Bischof Michael Gerber und Generalvikar Prälat Christof Steinert vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation gemacht. Bei ihrem Solidaritätsbesuch brachten sie ihre Verbundenheit und Nähe zu den Menschen in der Pfarrgemeinde St. Elisabeth und dem besonderen Kirchort im Zentrum der Kasseler Innenstadt zum Ausdruck.
 „Wir sind vor allem froh und dankbar, dass niemand verletzt wurde“, betonten Bischof Michael Gerber, Generalvikar Prälat Christof Steinert und der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Pfarrei St. Elisabeth, Franz Bartmann, beim gemeinsamen Besuch der Elisabethkirche. Per Handy live dazugeschaltet war Pfarrer André Lemmer, der sich aktuell mit einer Gruppe auf einer Bildungsreise im Ausland befindet. Auch er zeigte sich tief betroffen von den Bildern der Zerstörung und gleichzeitig dankbar für das Engagement der Helfer vor Ort sowie die breite Unterstützung und Solidarität aus der Kasseler Gesellschaft. „An der Kirche hängen viele Erinnerungen und Emotionen“, betonte Gerber. Er selbst hat die Elisabethkirche zum Beispiel stark als Obdach für Künstlerinnen in Künstler in Erinnerung, die dort in einer frühen Phase der Corona-Pandemie mit ausreichend Abstand proben und ihre Werke zeigen konnten.
 Das mit der Ursachenforschung und Klärung der Gebäudesicherheit beauftragte Ingenieurbüro HAZ aus Kassel hat Fachleute der Technischen Universität an seiner Seite. Die Orgelempore wurde zwischenzeitlich abgestützt. „Über den Zustand der Bosch-Bornefeld-Orgel kann man sich aktuell noch kein Bild machen“, so Regionalkantor Thomas Pieper.  „Gleichzeitig zur Koordination von Ursachenforschung, Wegräumen von Schutt und Konzepten für den Wiederaufbau koordinieren wir die enorme Spenden- und Hilfsbereitschaft.“ Georg Klein ist Sprecher des Pfarrgemeinderates. Er ist überwältigt von den Ideen und Anfragen, die beim Pfarrbüro eingehen. „Es melden sich vor allen Dingen Menschen, die in dieser Kirche geheiratet haben oder hier aktiv waren, aber auch Kulturschaffende, die den Ort durch Kooperationen bei Konzerten oder Ausstellungen zur documenta erlebt haben. Wir sind froh über die Solidarität.“ Besonders Kulturschaffende seien sensibilisiert und bereit, sich für den Ort zu engagieren. Sie seien im Kulturbeirat der Stadt Kassel informiert worden. Prof. Dr. Martin Eberle, Direktor des Hessen Kassel Heritage, hat angeboten, bei der Sicherung und Aufbewahrung der in der Elisabethkirche gelagerten Tischbein-Gemälde zu helfen. Die Bilder hingen in der alten Elisabethkirche und kamen nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg über verschiedene Orte zurück in die neue Elisabethkirche und ins Dommuseum nach Fulda. Drei Gemälde befinden sich hinter der Orgel. Jörg Reddin ist als Kirchenmusiker in Arnstadt für alle Kirchen der evangelischen Kirchengemeinde – nicht zuletzt die Johann-Sebastian-Bach-Kirche – und als Kreiskantor für den Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau tätig. „Als ich letzte Woche die Nachricht bekam, dass das Dach der Elisabethkirche eingestürzt ist, war ich sehr bestürzt. Gemeinsam mit dem Bachchor haben wir 2015 in der Elisabethkirche am 3. Oktober den ökumenischen Gottesdienst mitgestaltet.“  Die Katholische Kirchengemeinde St. Elisabeth Arnstadtwird in Kassels Partnerstadt im Rahmen ihres Patronatsfestes der Namenspatronin der Heiligen Elisabeth am kommenden Sonntag eine Sondertürkollekte für die Elisabethkirche in Kassel halten wird. „Der Bachchor Arnstadt wird am Ende der kommenden Proben sammeln und so unsere Städtepartnerschaft wieder mehr festigen“, so Jörg Reddin.
Foto: Marcus Leitschuh

Wer sich mit einer Spende an der Sicherung des Gebäudes und der Orgel beteiligen will, kann das steuerlich absetzbar tun auf das Konto Kirchbauverein St. Elisabeth, DE30 5206 0410 0000 0025 69. Wer Ideen für Unterstützung oder Benefizaktionen hat, kann sich an das Pfarrbüro mit der E-Mail-Adresse pfarrei.elisabeth-ks@bistum-fulda.dewenden.
Infos: www.elisabeth-kassel.dewww.facebook.de/elisabethkirche
www.Instagram.com/elisabethkirchekassel, newsletter.elisabeth-kassel.de



Mila U. hilft der Gärtnerei Fuldaaue

Bei dem schweren Unwetter am 22.06.2023 wurden auch in der Unterneustadt große Schäden angerichtet. Die ca. 5 cm großen Hagelkörner hatten im ganze Viertel Dachziegel und Dachfenster zerstört, Scheiben zerbrochen und Autos mit Dellen überzogen. Wochenlang konnte man Dachdeckerfirmen im Viertel die Schäden beseitigen sehen.

Die Unterneustädter Gärtnerei Fuldaaue mit ihren gläsernen Gewächshäuser und Folientunnel waren von dem Unwetter besonders betroffen. Am Abend nach dem Unwetter habe ich mir die Schäden angesehen. Von dem Ausmaß der Schäden war ich wirklich erschütternd. Die Verglasungen der Dächer der Gewächshäuser waren komplett zerstört, das kaputte Glas lag auf den bereits angezogenen Jungpflanzen. Im Venlo-Block, in dem bereits Gemüse angepflanzt war, lag eine dicke Schicht Glas auf der Erde. Alle Folientunnel hatten große Löcher. Das im Freiland angebaute Gemüse war zu 70 % durch den Hagel zerstört.
Ob und wie die Gärtnerei weitermachen könnte stand unmittelbar nach dem Unwetter in den Sternen. Nach dem ersten Schock haben die Inhaber Timo und Thomas am Folgetag die Schäden begutachtet. Zum Glück waren die gläsernen Gewächshäuser versichert. Aber für das Bespannen der Folientunnel, Aussaat von Gemüse und Zukauf von Jungpflanzen kamen auf die Gärtnerei große Kosten zu. Daher hat die Gärtnerei Fuldaaue einen Spendenaufruf gemacht.
Dem Mila U. war schnell klar, dass wir die Gärtnerei unterstützen wollen. Frei nach dem Motto „Unsere Alternative heißt Solidarität“. Daher hat der Mila U. den Spendenaufruf der Gärtnerei Fuldaaue an seine Mitglieder, an seine Partnerbetriebe, an seine Lieferanten und in den sozialen Medien verbreitet. Weiterhin haben viele Mila U. Mitglieder ihre Hilfe bei der Beseitigung der Schäden angeboten. Sie haben tagelang Glas aus den Gewächshäusern geschaufelt und in die Container gefahren, Erde aus den Gewächshäusern entfernt, Pflanzen im Freiland beerntet, neue Pflanzen gesetzt, etc. An zwei Wochenenden hat der Mila U. für alle Helfer ein Kuchenbuffet hergerichtet.
Ende Juli, nach vier Wochen Aufräumarbeiten und einer unglaublichen Unterstützung durch die Mitglieder, waren die gröbsten Schäden beseitigt. Das zerbrochene Glas was entfernt, die Gewächshäuser neu verglast, die Folientunnel neu bespannt, Gemüse nachgesät und Jungpflanzen im Freiland gesetzt.
Die Gärtnerei hat am 29. Juli ein „Dankes-Fest“ veranstaltet. Thomas und das ganze Gärtnereiteam haben sich noch einmal bei allen Helfern und Spendern für die unglaubliche Solidarität bedankt. Ute hat noch einmal ihre Eindrücke kurz nach dem Unwetter geschildert. In einer kurzen bewegten Ansprache teilten Thomas und David mit: „Hilfe kam auch von befreundeten Betrieben, z.B. hat ein Betrieb Getränke gespendet, ein Betrieb hat mehrmals ein riesiges Kuchenbuffet hergerichtet, ein anderer Betrieb hat Gemüse und ein weiterer Betrieb hat Jungpflanzen angeboten, eine Berufsschulklasse hat einen Tag lang aus dem Venlo-Block Glas und Erde entfernt, usw.“. Sein Dank geht auch besonders an den tollen Einsatz ihrer Angestellten, die vielen Helfer und Unterstützer.

 Danke-Fest mit dem Team der Gärtnerei Fuldaaue

Wir wünschen der Gärtnerei Fuldaaue alles Gute und freuen uns, dass in unserem Stadtteil Unterneustadt so eine große Solidarität herrscht.

Wer möchte kann immer noch spenden unter: Gärtnerei Fuldaaue GbR, Betreff: Unwetter 22.06., IBAN DE93 5209 0000 0010 0403 02

Kontakt: Gärtnerei Fuldaaue
, Arndtstraße 14,
 34123 Kassel, Telefon +49 561 430 204 77, E-Mail: info@gaertnerei-fuldaaue.de


Die Brücke am Rondell trägt nun den Namen „Walter-Lübcke-Brücke“

 Die Ortsvorsteherinnen der Stadtteile Mitte und Unterneustadt sprachen sich für demokratische Werte aus 

 Die Brücke am Rondell trägt jetzt offiziell den Namen des im Juni 2019 von einem Rechtsextremen ermordeten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke. Die Umbenennung der über die Fulda führenden und die Stadtteile Mitte und Unterneustadt verbindenden Brücke fand am 22. Juni 2021 coronabedingt im Rahmen einer kleinen, würdevollen Feierstunde statt. In Anwesenheit der Familie Lübcke würdigten und erinnerten Oberbürgermeister Christian Geselle, Regierungspräsident Hermann-Josef Klüber, Bundestagsabgeordneter Michael Brand sowie die Ortsvorsteherinnen der Stadtteile Mitte und Unterneustadt Julia Herz und Kerstin Linne an das Wirken des ermordeten Regierungspräsidenten.

Bereits kurz nach der unfassbaren Tat hatten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Beschäftigte des Regierungspräsidiums vorgeschlagen, dass die Brücke, die bislang nach dem früheren Oberbürgermeister Dr. Karl Branner benannt war, künftig an Walter Lübcke erinnern soll. Die Familie Lübcke hatte in einem persönlichen Gespräch mit dem Oberbürgermeister die Umbenennung der Fußgängerbrücke begrüßt.
"Die Umbenennung in Walter-Lübcke-Brücke empfinden wir als große Wertschätzung gegenüber unserem Ehemann und Vater. Sie steht symbolisch dafür, dass er als Mensch und Politiker sein Leben auf dem tragenden Grund der demokratischen Werte aufgebaut hat. Die Brücke lebt von einem starken Fundament, sie steht auf festen Pfeilern und verbindet Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit. Wir sind dankbar, dass sie dauerhaft an Walter Lübcke erinnern wird", erklärte die Familie.
Auf Vorschlag des Magistrats hatten auch die Ortsbeiräte Mitte und Unterneustadt, dieser beständigen Form des Gedenkens an den ermordeten  Regierungspräsidenten zugestimmt.
Die Ortsvorsteherinnen der beiden Stadtteile Julia Herz und Kerstin Linne (beide Bündnis 90/ Grüne) hielten gemeinsam eine beeindruckende Rede, die bei den Zuhörer*innen, vor allem auch bei der Familie Lübcke, großen Zuspruch fand:
„Demokratie, Offenheit, Toleranz, Respekt, Vielfalt – wir kämpfen jeden Tag für die Grundwerte unserer Gesellschaft!“

 

Sehr geehrte Familie Lübcke,  
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Geselle,
sehr geehrte Frau Staatsministerin Kühne-Hörmann,
sehr geehrter Herr Regierungspräsident Klüber,
sehr geehrte Bundes- und Landtagsabgeordnete,
sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin van den Hövel-Hanemann, 
sehr geehrte Gäste, 

 

am 2. Juni 2021 hat sich der entsetzliche Mord an Kassels Regierungspräsidenten Walter Lübcke zum zweiten Mal gejährt. Er wurde ermordet, weil er für unsere gemeinsamen demokratischen Werte einstand. Weil er Menschen bei uns willkommen hieß und ihnen Schutz bot, die ihre Heimat aus Angst um ihr Leben verlassen mussten.
Heute stehen wir hier gemeinsam im Herzen von Kassel. Diese Fußgängerbrücke verbindet nicht nur die beiden Stadtteile Mitte und Unterneustadt, sondern auch die beiden Hälften unserer Stadt. Hier sitzen an warmen Tagen Bürger*innen und Besucher*innen auf einer der zahlreichen Bänke, kommen miteinander ins Gespräch und verbringen hier gemeinsame Zeit. Diese Brücke ist ein sozialer Treffpunkt, ein Ort der Zusammenkunft, ein Ort des Verbindens. Er eignet sich daher besonders gut, um über das Leben und die Arbeit von Walter Lübcke ins Gespräch zu kommen.  
2015 stand Kassel wie das ganze Land vor der Aufgabe vielen Menschen eine Unterkunft, Essen und eine sichere Perspektive zu geben. Walter Lübcke nahm sich dieser Aufgabe an. Er tat sprichwörtlich alles dafür, dass vom Krieg geflüchtete und traumatisierte Menschen hier bei uns in Nordhessen eine neue Heimat finden können. Er hat mit den Menschen gesprochen, die der Zuwanderung von Geflüchteten kritisch und mit Sorge gegenüberstanden. Und er hat mehr als eine Veranstaltung abgehalten, um über die Erstaufnahmen zu unterrichten.
Als Ortsvorsteherinnen ist es unsere Aufgabe, die Menschen in unseren Stadtteilen regelmäßig zu treffen, mit ihnen zu reden und gerade wenn es schwierige Aufgaben und Themen gibt, diesen Kontakt noch zu intensivieren. Wir brauchen den Austausch, sonst ersetzen Hass und Gewalt unsere Politik. Walter Lübcke hat den Austausch gesucht. Er ging auf diese Menschen zu, die ihn in seinem Vortrag permanent unterbrochen und gestört haben und hat ihnen ruhig geantwortet.
Er sagte einzig und allein: wir müssen uns für unser Land und unsere Werte einsetzen. Und das ist Demokratie. Und wer das nicht will, wer Demokratie nicht will, wer Respekt und freie Meinungsäußerung nicht will, wer Nächstenliebe und Menschlichkeit nicht will, der kann dieses Land verlassen. Das ist unsere Freiheit. 
Diese Tat war daher nicht nur unglaublich schrecklich, sondern auch feige. Sie war feige, weil wir uns in einer Demokratie darauf verständigen, dass wir miteinander reden, Meinungsverschiedenheiten aushalten und in einem demokratischen Prozess gemeinsam um die besten Lösungen ringen. Doch Hass ist keine Meinung. Es gibt in dieser Stadt, die sich durch ihre Vielzahl an Nationalitäten, ihre Offenheit und Vielfalt auszeichnet, kein Recht auf das Verbreiten von Hass und Hetze. Es gibt kein Recht auf das Äußern von rechtsextremistischem und demokratiefeindlichem Gedankengut. Das dürfen wir in Kassel nicht zulassen. Dafür haben wir hier keinen Platz. Es ist die Aufgabe aller demokratischen Fraktionen, diese Entwicklungen gemeinsam zu bekämpfen. Umso vehementer, da der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke am 2. Juni 2019 kein Einzelfall war. Es folgten der Anschlag auf eine Synagoge in Halle sowie der rechtsextremistische Anschlag in Hanau. Dies sind die jüngsten Fälle von rechtsextremistischem Terrorismus in Deutschland. Diese Taten reihen sich in einer traurigen Kontinuität in die rechtsextremistischen Morde und Anschläge des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ ein, die auch vor unserer Stadt nicht Halt gemacht haben. Klar ist: Aus Worten und Gedanken können Taten folgen. 
Der Mord an einem Politiker, weil andere Menschen mit seinen politischen Einstellungen und seinem Tun nicht einverstanden sind, war etwas Neues. Es ist der unmittelbare Versuch demokratisch gewählte Personen einzuschüchtern. Und zur traurigen Wirklichkeit gehört auch, dass es Rechtsextremisten immer häufiger gelingt Unsicherheiten zu schüren. Doch damit dürfen sie nicht erfolgreich sein. Der Mord an einem Politiker ist in erster Linie der Mord an einem Menschen. Darüber hinaus ist er auch ein Anschlag auf unsere Demokratie. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, dass wir rechtem Gedankengut keinen Platz lassen.
Wir als Vertreterinnen der beiden Ortsbeiräte Mitte und Unterneustadt sind froh, dass wir mit dem heutigen Festakt einen gebührenden Ort der Erinnerung schaffen. Ein Ort, der an den Menschen und Politiker Walter Lübcke erinnert. Der uns als Gesellschaft aber auch daran erinnern soll, wie wichtig und unerlässlich es ist, für demokratische Werte, Rechtstaatlichkeit und Menschlichkeit einzustehen und sie vehement gegen ihre Feinde zu verteidigen. 
Sehr geehrte Familie Lübcke,
der Tod eines geliebten Menschen ist immer schmerzhaft. Unbegreiflich wird er, wenn ein Mensch auf so unfassbar furchtbare Weise aus dem Leben gerissen wird. Keiner kann Ihnen die Trauer und schweren Momente nehmen. Doch wir können an Ihren Ehemann, Vater und Großvater erinnern und dafür sorgen, dass die Menschen in dieser Stadt und darüber hinaus wissen, wer Walter Lübcke war und wofür er einstand. Wenn wir Straßen und Plätze in dieser Stadt umbenennen, dann machen wir das, weil wir Kassel damit ein Gesicht geben wollen. Die Werte, die Walter Lübcke vertreten hat und die weit über Kassel hinaus Strahlkraft entfaltet haben, sind mit dieser Stadt untrennbar vereint. In Mitte und Unterneustadt leben Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Tür an Tür friedlich und nachbarschaftlich nebeneinander. Walter Lübcke war ein Gesicht dieser Stadt, ja der ganzen Region, ein herzlicher, engagierter Mensch. Ein Politiker, der eine Haltung hatte und diese gegenüber allen Widrigkeiten verteidigt hat. Dafür gebührt ihm nicht nur Respekt, sondern vor allem unser aufrichtiger Dank. Wir freuen uns, dass wir nun mit der Umbenennung dieser Brücke einen Ort der Erinnerung haben, mit dem wir Walter Lübcke ein ehrendes Andenken bewahren. 
Allerdings ist diese Brücke gleichzeitig ein Mahnmal für unsere Stadt und dieses Land, aufmerksam zu bleiben und genau hinzuschauen. Und alles dafür zu tun, dass sich so etwas nie wieder wiederholt. Demokratie, Offenheit, Toleranz, Respekt und Vielfalt, ja die Grundwerte unserer Gesellschaft sind nicht selbstverständlich. Wir alle, die wir heute in der Stadt Verantwortung tragen, im Großen wie Kleinen, werden für diese Werte kämpfen. Jeden Tag!
Kassel, 22. Juni 2021
Kerstin Linne, Ortsvorsteherin Unterneustadt
Julia Herz, Ortsvorsteherin Mitte

 Eingestellt am 20.09.2021


UN-Dekade-Auszeichnung für den "Blüchergarten" und die "GartenKinder"

Der Gemeinschaftsgarten Blücherstraße in der Kasseler Unterneustadt feierte am Freitag, den 27. September 2019 ein großes Ereignis:

Ihm und dem in ihm beheimateten Verein „GartenKinder“ e.V. mit dem Projekt „Auf dem Grabeland mit Nachbarn und Schülern“ wurde eine Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ verliehen.

Die Auszeichnung der UN-Dekade im Rahmen des Sonderwettbewerbs „Soziale Natur – Natur für alle“ wird vorbildlichen Projekten verliehen, die mit ihren Aktivitäten auf die Chancen aufmerksam machen, die die Natur mit ihrer biologischen Vielfalt für den sozialen Zusammenhalt bietet. So wurde auch im Blüchergarten die dort vorbildlich gelingende Verbindung von ökologischem Anbau, biologischer Vielfalt und sozialem Miteinander hervorgehoben.

Die Auszeichnung der UN-Dekade wurde von der Kasseler Schuldezernentin Ulrike Gote  in einem Festakt im Gemeinschaftsgarten an das Ehepaar Gretel und Christian Balcke als Vertreter der Gartengemeinschaft und Elisabeth Schwansee als Vorstandsvorsitzende des im Gemeinschaftsgarten beheimateten Vereins „GartenKinder“ e.V. überreicht. 

Wenn es auch kein Geld gab, so doch ein großes Lob von den Vereinten Nationen.

Gretel und Christian Balcke gebührt als Initiatoren dieses wunderschönen Gemeinschaftsgartens schon vor 30 Jahren nichts weniger als eine große Anerkennung wie diese für ihren unermüdlichen selbstlosen Einsatz; für die Schulkinder bedeutete sie gewiss eine Wertschätzung ihrer Gartenarbeit, die sie den versammelten Gästen schilderten, uns Gartengemeinschaft eine Bestärkung der Wichtigkeit, diese große Aufgabe: eine „soziale Natur – Natur für alle“ weiterzuführen und immer wieder neu zu gestalten.

Vielleicht kann der Blüchergarten Anreiz zur Schaffung weiterer derartiger Projekte geben – wie es im Anschreiben der UN- Dekade formuliert wurde.

Die Feier fand im Rahmen eines Erntedankfestes bei - dem dafür vorgesehenem - wunderschönem Herbstwetter statt. Nach „Blüchergartenmanier“ brachten Groß und klein etwas zum Gelingen des Festes mit ein: Der Gartenkinderchor mit Michaela führte das „Gießkannenorchesterwerk“ auf, der Erwachsenenchor mit Martin sang herbstliche Lieder, eine leckere Gemüsesuppe von Vroni brodelte in einem großem Kessel, viele leckere Speisen schmückten das Buffe und ein Erntedanktisch bot die vielen Früchte und Gemüsesorten des Gartens dar.

Und noch etwas zur Vorstellung des Blüchergartens:

Der 0.5 ha große Gemeinschaftsgarten mit seiner großen Obstbaumwiese, den wilden Hecken und Steinmauern in Fuldanähe ist eine kleine Oase mitten in Kassel. Mit den bunten Beeten der rund 100 Nutzerinnen und Nutzer, geschmückt mit Sträuchern, Gemüse und Blumen, ist er seit seiner Gründung vor rund dreißig Jahren durch das Ehepaar Christian und Gretel Balcke ein beliebter Treffpunkt der nahen Bewohner aus der Unterneustadt - vor allem am Wochenende.

Mit den Pumpen zum Wasserholen, den kleinen Holzhüttchen für Werkzeug, dem Lehmpizzaofen und den Kletterbäumen lädt der Garten zum Spielen und Tätig-Werden ein. Zudem bietet er mit seinen vielfältigen Ecken und Winkeln ein Paradies für Kinder (wie auch Tiere). Auch in den Wintermonaten gibt es immer etwas zu tun, z.B. Äste zu sägen, kleine Mäuerchen oder Weidenzäune zu errichten, das Hühnergehege auszubessern, oder die im Herbst aufgesammelten und gelagerten Äpfel nun zu Bratäpfeln zu verarbeiten und genießen...

Alle zwei Jahre findet ein selbstorganisierter Gartenzirkus für das Stadtteil im Garten statt .

Besonderen Wert wird in dieser Gartengemeinschaft auch auf den ökologischen Anbau gelegt. So verwenden wir biologisches Saatgut und vorgezogene Pflanzen vom Kasseler Verein "Essbare Stadt“.

Der im Garten beheimatete Verein „GartenKinder e.V. organisiert generationsübergreifend gärtnerische, ökologische, künstlerische und kulturelle Anregungen und Projekte für die Mitglieder. So finden im Garten Gartenbaulehrgänge für ökologischen Landbau, Workshops wie z.B. Holzschnitzen, Filzen, Modellieren, Drucken und Upcycling statt. Kinder und ihre Eltern lernen das Herstellen von Kräuteröl, sie kochen gemeinsam zur Erntezeit Zwetschgenmus und pressen Apfelsaft.

Seit einiger Zeit kommen drei Klassen der nahegelegenen Unterneustädter Schule wöchentlich zum Gärtnern. Sie werden hierbei von Mitinitiatoren des Vereins: Christian Balcke und Elisabeth Schwansee angeleitet. Die Kinder, die zum großen Teil aus binationalen und Migrantenfamilien stammen, haben hier die Möglichkeit, Beete zu bewirtschaften; sie lernen zu säen und Pflanzen heranzuziehen. Die geernteten Früchte und das Gemüse werden z.T. in der anschließenden Pause genossen oder mit in den Schulhort zur Essenszubereitung genommen.

Die Kinder haben so die Möglichkeit, Kulturpflanzen mit allen Sinnen kennenzulernen; durch die geleistete Arbeit bis zur Reife und Ernte der Pflanzen lernen sie diese ebenso wertschätzen und einen achtsamen Umgang mit der Natur.

Sie bekommen zudem mit, wie es im Garten zugeht und was noch zu tun ist: Wasser pumpen, Hecke schneiden, Äste sägen, Kompostieren, Heu wenden, Pferdeäpfel verteilen, Giersch roden, Äpfel und Pflaumen auflesen und verarbeiten. Sie machen die Bekanntschaft mit Hühnern, Bienen, Vögeln, Insekten, Fröschen und auch den Gartennachbarn.

Mit diesem vorbildlichen Projekt wird ein deutliches Zeichen für das Engagement an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen in Deutschland gesetzt.

Neben der offiziellen Urkunde und einem Auszeichnungsschild erhält der Gemeinschaftsgarten Blücherstraße mit dem Verein „GartenKinder e.V.“

einen „Vielfalt-Baum“, der symbolisch für die Naturvielfalt steht.

Ab sofort wird das Projekt auf der Webseite der UN-Dekade in Deutschland unter www.undekade-biologischevielfalt.de vorgestellt.

Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Natur ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit dem Sonderwettbewerb „Soziale Natur - Natur für alle“ den Blick auf die Chancen, die die Natur für den sozialen Zusammenhalt bietet.

Ausgezeichnet werden vorbildliche Projekte an der Schnittstelle von Natur und sozialen Fragen, die zeigen, wie konkrete Maßnahmen praktisch aussehen.

Über die Auszeichnung von Projekten entscheidet eine unabhängige Fachjury, an der Vertreter/innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen beteiligt sind.

Arno Todt Projektleitung
Geschäftsstelle UN Dekade Biologische Vielfalt
Telefon 02233-481463
geschäftstelle@undekade-biologischevielfalt.de
www.undekade-biologische vielfalt.de

Gartenkinder e.V.
c/o Elisabeth.Schwansee@gmx.de

Blüchergarten
Christian Balcke 
Tel 0561 54161


 

KW 27-2020: Unterneustädter Ausblicke ...
Vom Schulhof der Unterneustädter Schule, Standort Leipziger Straße, ist der Ausblick nach Nordwest nun angenehmer als früher ...
... denn die hässliche Mauer ist auch hier (endlich) weg. Statt der unfreiwilligen Zeitgenossen auf Zeit logieren hier nun auf Dauer Mieter in der "Elwe". 
Hoch oben im Erker ist nun bestimmt einer der interessantesten Wohnorte im Kasseler Osten entstanden. 

 

Wohnt aber nun dort statt eines Wachtmeisters ein Schlafmeister, der noch nicht gesehen hat, dass ...

 ... jemand noch nicht begriffen hat, dass es nicht mehr nötig ist, hier auszubrechen?